Samstag, 5. Februar 2011

Durch den Spinat wandern

Auf keiner anderen Insel auf Hawaii kann man innerhalb von zwei Tagen aus einem Kern eine 10 Kilo Melone züchten. Alles wächst ruck-zuck zu, wenn man nicht aufpasst. Wenn man langsamer als 35 Meilen pro Stunde fährt, kann es sogar passieren, dass einem während der Fahrt das Auto zuwächst.

Nachdem wir eine ganze Nacht nicht schnorcheln waren, springen wir gleich nach dem Frühstück wieder ins Wasser um Fische zu ärgern. Diesmal geht es Richtung Kalihikai Park, wo das größte Riff Hawaii's ist.

Leider scheint das nicht zu bedeuten, dass es dort auch die größten Fische gibt. Die Strömung ist schon recht heftig und so trauen wir uns nicht sehr weit hinaus. Nur etwa 20 km. Das Wasser ist sehr flach und wir müssen all unsere Schwimmkünste zusammennehmen um nicht mit Nemo's Verwandten zusammenzustoßen.


Jetzt wissen wir, warum das Wasser an einigen Stellen so trübe ist: eine Seegurke hat es nicht bis zum Klo am Parkplatz geschafft.

Nach so viel Seegurkenexkrementen bekommen wir richtig Heißhunger auf Schokoladeneis.

Für den Nachmittag haben wir uns eine Wanderung vorgenommen, deshalb fahren wir noch schnell am Drive-Thru-Briefkasten vorbei und werden die schweren Postkarten und Briefmarken aus dem Rucksack los.


Als wären wir nie weg gewesen: der Opaekaa Wasserfall läuft immer noch.


Irgendwo dort drüben muss die Bastei sein.

Ein Hirtenvogel hält die Schafherde zusammen und passt auf, dass die Schafe nicht beim fressen zuwachsen.

Das ist die Autobahn nach Westen. Sie wurde erst vor zwei Wochen gebaut. Wegen des geringen Verkehrs sind aber jeweils die äußeren zwei Spuren schon wieder zugewachsen.

Doch wir schaffen es noch rechtzeitig bis zum Kuilau-Trailhead.

Es sind angenehme schwülwarme 30 Grad, genau das richtige Wanderwetter für schwangere Mütter und Väter.

Wir merken schon nach 10 Minuten und gefühlten 500 Höhenmetern das wir gut für den Ironmen trainiert hatten und unbedingt eine Pause brauchen.

Zum Glück wachsen überall leckere Himbeeren und wir brauchen uns keine Sorgen machen, dass wir nix zu essen eingesteckt haben.

Frank findet sogar eine Reife Guave und lässt es sich schmecken.

Gut gestärkt laufen wir immer weiter den Berg hinauf in den Dschungel. Wenn man 5 Minuten stehenbleibt kann man richtig sehen wie die Bäume nach oben wachsen.

Da man den Wanderweg zwischen den Hügeln gut sehen kann, sind wir froh, dass wir uns nicht mit einer Wanderkarte abgeschleppt haben.

Melanie glaubt da hinten bei den Bäumen einen Eisbären gesehen zu haben.

Frank gibt ihr Recht und bricht sich einen neuen Wanderstock ab um für den letzten Aufstieg gerüstet zu sein.

Die Aussicht ist genial und kein Schwein außer Frank ist hier. Die Hügel sind komplett mit grünem Spinat bewachsen.

Der Wanderweg ist ziemlich toll, solange es nicht nach oben geht.

Melanie scheint das alles nichts auszumachen. Sie sieht aus als hätte sie gerade frisch geduscht. Noch ganz nass.

Frank läuft tapfer vor Melanie hin und her und trampelt einen bequemen Pfad in den Dschungel. Er braucht keine Machete für die Bäume, denn er hat muskulöse Handkanten.

Frank will heute wieder besonders gut aussehen und hat seinen besten Rucksack angezogen. Dazu trägt er leichte hawaiianische Beinkleider und ein selbstsicheres Grinsen durch den Wald. Eine Kamera rundet das gesamte Äußere perfekt ab. Paarungswillige hawaiianische Weibchen messen übrigens die Potenz der Männchen meistens an der Brennweite des Objektivs. Frank probiert das gleich mal an Melanie aus und stellt sich in Pose.

Melanie knippst einfach weiter das Unkraut. Frank braucht also ein neues Objektiv?

Von Oben sieht man gut wie der Spinat sich wie eine Decke über den ganzen Wald legt.

Frank erklärt seinem Weibchen dass sie sich ganz auf seinen Orientierungssinn verlassen kann und das wir von da hinten über den Berg gekommen sind.

Komischerweise will Melanie ab jetzt die Führung übernehmen.

Sie holt ihren Bauchkompass raus und behauptet wir müssen immer nur dem Bauchnabel folgen.

Es kann nun nicht mehr weit bis zum Gipfelbereich sein, denn die Wolken schleifen schon über das Blätterdach.

Geschafft! Das Basislager ist erreicht. Immer noch sind wir nur zu zwei-ein-halbt. Der Platz gehört uns ganz allein! Wir hissen die deutsche Picknickdecke. Frank geht schnell auf die Jagd und bietet seinem Frauchen ein perfektes Promidinner mit selbstgefangenem Eisbärmuffin und Milchstraßengetränk. Die Romantiktour scheint zu wirken. Melanie lächelt ihren Helden bewundernd an.

Der Ort ist unglaublich schön. Die Ameisen scheinen den Eisbär auch zu mögen und stören mit ihrem Getrampel über die Picknickdecke die Ruhe.

Frank erklärt Melanie dass das hier ein perfekter Tag sei, denn hinter den Wolken würde sich sogar noch ein toller Sonnenuntergang abspielen.

Melanie bezweifelt in den letzten 20 Minuten überhaupt die Sonne gesehen zu haben, doch Frank kann ihr glaubhaft rüberbringen, dass das an den dunklen Gläsern ihrer Sonnenbrille liegen könnte.

Melanie setzt die Sonnenbrille ab, doch leider zu spät, nun hat sie die Sonne verpasst.

Wir schauen vom romantischen Basislager aus wie der Himmel den Spinat gießt.

Der Anblick des hereinziehenden Regens ist unbeschreiblich. Deshalb macht Frank lieber sein zweitausendstes Foto. Wir wollen am liebsten die Nacht hier verbringen, fürchten aber, dass über Nacht unser Pferdchen zuwachsen könnte. Außerdem müssen wir uns die Picknickdecke weiter mit ein paar hundert Sechsbeinern teilen. Also packen wir zusammen.

Melanie hat sich zwischen den Spinat gestellt und auch etwas Wasser abbekommen. Zum Glück hat Frank sein rosa Lieblingshandtuch dabei und kann Melanie vor dem Kälteeinbruch auf 24 Grad schützen. Auf dem Rückweg begegnen wir dann doch noch anderen Menschen. Ein Mann mit klimpernden Aldibeutel und ein Pärchen mit zwei Hunden wagen um diese Zeit noch den gefährlichen Aufstieg. Wir wandern zurück und atmen noch mal ordentlich gegorene Guavendüfte ein. Ein weiterer unbeschreiblich schöner Tag auf der Spinatinsel geht zu Ende. Kann es noch besser werden?

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